Gartenchronik von 1899 bis 2022
Die Anfänge des Freiberger Kleingartenwesens
Schon um 1700 gibt es erste Hinweise von Gärten innerhalb der Stadtmauern, die aber noch keine Bedeutung hatten. Erst 1898 erlangten Klein- und Schrebergärten ein öffentliches Interesse. Der damals neue und junge Stadtrat Dr. jur. Julius Hase setzte sich dafür ein, Land zu verpachten und Kleingärten in der Stadt anzulegen.
Dr. Julius Hase 1886-1915
Auf seine Initiative hin entstanden 1899 an der Claußallee und an der Scheunenstraße die ersten Johannisgärten. Mit Recht kann Dr. Hase als Wegbereiter des Kleingartenwesens in Freiberg genannt werden. Die Gartenflächen stellte hauptsächlich das Hospital St. Johannis Freiberg zur Verfügung. Eine erste Gartenordnung wurde aufgestellt. Wegen der großen Nachfrage nach Gärten sind in der Silberhofstraße in der Bahnhofsvorstadt Freibergs zunächst weitere 54 Johannisgärten von 100 bis 200 m² inklusive 450 m² Spielplatz eingerichtet und im März 1902 an die Pächter übergeben worden. Bemerkenswerte Zeitzeugen sind die beiden noch erhaltenen Wächterhäuser in der Kleingartenanlage „6. Maßschacht“ e. V. an der Silberhofstraße (1902) und in der Anlage „Bergmannsgruß“ e. V. an der Scheunenstraße (1907).
Wächterhaus 6. Maßschacht e.V., Silberhofstraße Wächterhaus Bergmannsgruß e.V., Scheunenstraße
Da es damals keine Vereine mit den zugehörigen Vorständen gab, setzte man Wächter ein, die die Gartenordnung und die Pachtzinszahlung überwachten. Eine weitere große Anlage entstand 1910/11 auf den Bürgerfeldern zwischen Forstweg und Olbernhauer Straße. Damit gab es in Freiberg auf den Flächen des Hospitals St. Johannis auf ca. 4 ha 231 Pachtgärten.
Kleingärten in Not- und Kriegszeiten
Eine neue und verbesserte Kleingartenordnung durch die Inspektion des Hospitals St. Johannis regelte ab 1914 den Umgang in der gewachsenen Zahl der Kleingärten. Mit Kriegsbeginn litten die Vorstände unter dem Militärdienst ihrer Mitglieder und gleichzeitig wuchsen Hunger und Not. Dadurch stieg das Interesse an einem Kleingarten zur Versorgung der Familie mit Obst und Gemüse. Die Weimarer Nationalversammlung erkannte nach dem Krieg die herausragende Bedeutung der kleinen Gärten für die Volksernährung und verabschiedete 1919 das Reichs-Gesetzblatt: „Kleingarten- und Kleingartenlandordnung“.
Die wesentlichste Errungenschaft dieser neuen Gesetzeslage war die Abschaffung der privaten Generalverpachtung. Nur Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts oder als gemeinnützig anerkannte Unternehmen durften Verträge abschließen (§ 5). Neben den weiteren Regelungen war die Festsetzung der Höhe des Pachtpreises bemerkenswert (§ 1). Das neue Gesetz förderte die Entwicklung des Kleingartenwesens. Die Rechtsverhältnisse stabilisierten sich und wir können heute einschätzen, dass vor 100 Jahren die Basis geschaffen wurde zur weiteren Förderung des Kleingartenwesens, auch bei uns im Freiberger Revier.
Das führte in den Folgejahren zunehmend zur Neuanlage von Kleingärten. Die Freiberger Vereine gründeten am 16. November 1920 den „Ortsverband der vereinigten Schrebergartenpächter Freibergs“. Das war die Geburtsstunde des organisieren Kleingartenwesens in Freiberg. Viele Vereine, die in vergangenen Jahren ein rundes Jubiläum begingen, sind in dieser Zeit gegründet worden. Beispiele: 1918 „Am Flöhastrand“ in Flöha, 1919 „Glück Auf“ in Brand-Erbisdorf, 1919 „Morgensonne“ in Leubsdorf, 1920 „Sonnige Au“ in Frankenberg, 1920 „Kriegsgärten“ in Freiberg, 1920 „Am Zellwald“ in Siebenlehn.
Kleingärtneridylle 1926. Üblich waren Lauben in ganz einfacher Ausführung
Die Stadt Freiberg stellte weiteres Land zwischen Scheunenstraße und Conradsdorfer Weg zur Verfügung. Vornehmlich Kriegsteilnehmer und Versehrte sollten in dieser 5. großen Gartenanlage ihren Platz finden. Daher der Name Kriegsgärten. In Flöha zeichnete sich eine ähnliche Entwicklung ab. Auf Initiative des Bürgermeisters entstanden ab 1918 an der Glasfabrik 96 Gärten. Weitere Parzellen gründeten sich in Plaue-Bernsdorf. Bereits 1922 wurde in der Gemeinde eine zweite Anlage geplant. Auch die Fa. Tüllfabrik Flöha AG hatte damals kleine Gärten eingerichtet. In den Folgejahren änderten sich oftmals die Organisationsstrukturen und die Zugehörigkeit der Vereine zu Verbänden. In Freiberg trat 1925 der Kleingärtnerverein „Johannisgärten an der Silberhofstraße“ dem Reichsverband der Kleingärtnervereine Deutschlands“ bei. In der Zeit der Inflation und Weltwirtschaftskrise mit vielen Arbeitslosen verschlechtere sich die Situation in vielen Vereinen. Vom Freiberger Verein „Kriegsgärten“ ist bekannt, dass 1931 von den 116 Mitgliedern immerhin 54 der Mitgliederversammlung in einem Lokal fern blieben, weil sie kein Geld hatten. Die Reichsregierung reagierte mit einem „Darlehensstock“, um Erwerbslosen zu helfen. Mit dieser Unterstützung entstanden in der Zeit von 1929 bis 1933 insgesamt 9 weitere Vereine in der Region Freiberg, Augustusburg, Flöha, Erdmannsdorf, Lichtenwalde und Oberschöna.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ab 1933 erfolgte auf allen Ebenen eine Gleichschaltung mit den politischen Zielen der Nazis. Für die Kleingärtner fand diese im Juli 1933 auf dem Reichskleingärtnertag in Nürnberg statt.
Dieses Abzeichen trugen ab 1938 die Kleingärtner
Der damals neu gegründete „Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler“ e. V. wurde 1938 umbenannt in „Reichsbund Deutscher Kleingärtner“. Für die Freiberger Gartenfreunde hatte das Auswirkungen bis in den Verein und bis zu den Mitgliedern. Die Vorstände wurden aufgefordert, ein Bekenntnis zu nationalen Angelegenheiten abzulegen. Dem Vorsitzenden des „Gartenbauverein Flöhatal“ wurde mitgeteilt, dass der im Verein gebildete Ausschuss zur Wahrung nationaler Interessen beschlossen hatte, den Gesamtvorstand aufzulösen. Die beiden ehemaligen Vorsitzenden des Kleingärtnervereines „Am Flöhastrand“ wurden 1933 aus dem Verein ausgeschlossen. In dem Freiberger Verein „Kriegsgärten“ trat der gesamte Vorstand zurück. Der neue Führungsstab musste wenigstens aus 51 % NSDAP-Parteimitgliedern bestehen. Als einer der letzten unorganisierten Vereine wurden auf Anweisung von oben die Weißenborner Kleingärtner 1937 dem „Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler“ e. V. angeschlossen. In den folgenden Kriegsjahren verschlechterte sich die allgemeine Situation. Die Gärten gewannen an Bedeutung für die Volksernährung, aber Neugründungen fanden fast nicht statt. Direkte Kriegsschäden gab es nach dem Bombenangriff 1944 in Freiberg. Die Kleingartenanlage „Gartenfreunde Silberhofstraße“ wurde von drei Bomben getroffen, die zu beträchtlichen Schäden führten. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und wenig Förderliches für das Kleingartenwesen endete 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und dem totalen Zusammenbruch des III. Reiches.
Ein schwerer Neubeginn
Der Neuanfang gestaltete sich äußerst schwierig. Hunger, Not und zerstörte Infrastruktur bestimmten den Alltag. Der „Reichsbund der Kleingärtner und Sieder“ wurde wie alle anderen politischen Strukturen aufgelöst. Die Kleingärtner, in der Mehrzahl die Frauen, bewirtschafteten weiterhin den Kleingarten, um die Familie zu ernähren. Angesichts der katastrophalen Lebensmittelsituation erließ im August 1945 die Landesregierung Sachsen eine „Verordnung über den Kündigungsschutz der Kleingärtner“. Viele brachliegende Flächen, Vorgärten, Parks, Sportstätten und breite Straßenränder wurden zu Gartenland umfunktioniert. In der Chronik der Freiberger KGA „Waldfrieden“ e. V. ist nachzulesen, dass 1945 auf dem Gelände der Jahnkampfbahn am Stadtrand die Fläche parzelliert und an Kleingärtner übergeben wurde. Nach Verhandlungen mit der Stadtverwaltung erfolgte die Umwandlung der Brachlandanlage 1947 in eine Dauerkleingartenanlage. Ähnliches lässt sich berichten von der KGA „Freundschaft“ e. V. Weißenborn.
Kleingärtner bereiten eine neue Gartenfläche vor, Weißenborn 1947
Durch Verhandlungen mit dem Besitzer konnte die Pachtfläche ab 1947 verdoppelt werden. Statt bisher 30 hatten fortan 70 Kleingärtner eine eigene Parzelle. Auf dem ehemaligen Exerzierplatz des Jägerbataillons im Westen Freibergs entstand auf einer Fläche von 1,68 ha die heutige Kleingartenanlage „Freies Land“ e. V. Die KGA „Peter Schmohl“ wurde 1946 gegründet. Die Kleingärtner hatten mit sich zu tun und kümmerten sich wenig um übergeordnete Vereins- und Leitungsstrukturen. In den Chroniken finden sich in dieser Zeit des Neubeginns keine Hinweise auf Mitgliederversammlungen, auf Geselligkeiten oder gar Gartenfeste. Die 11 Freiberger Kleingärtnervereine: Silberhofstraße, Silberblick, Scheunenstraße, Herders Ruh, Claußallee, Erholung (vorm. Kriegergärten), Hornmühlenwiese, Olbernhauer Straße, Jahnkampfbahn, Einigkeit und Freies Land schlossen sich 1949 zusammen und gründeten die „Vereinigung der Kleingartenhilfe Freiberg“. In den drei westlichen Besatzungszonen und der späteren Bundesrepublik Deutschland bildeten sich schon zeitig nach Kriegsende klare Verbandsstrukturen für das Kleingartenwesen heraus. Die Gründung des „Verbandes Deutscher Kleingärtner“ e. V. auf der ersten westfälischen Gartenwoche in Bochum erfolgte 1949 in der BRD. In der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR dagegen war es ein längerer Prozess der Neufindung. Die sächsisische Landesverwaltung hatte 1946 die Kleingärten unter kommunaler Aufsicht gestellt. Das änderte sich schon ein Jahr später mit der Gründung der „Kleingartenhilfe“ als Körperschaft des öffentlichen Rechts auf Orts- und Kreisebene.
Daraus entwickelte sich ab 1949 die „Kleingartenhilfe des FDGB“. Die Zuordnung der Kleingärtner zum Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) brachte auch nicht den erhofften Durchbruch. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Kleingärtnern und Gewerkschaftsfunktionären führten schließlich zu dem Entschluss, die „Kleingartenhilfe“ als eine eigenständige Massenorganisation aufzubauen. Das Zentralkomitee der SED verhinderte 1953 kurz vor dem geplanten Verbandstag die Gründung einer selbstständigen Kleingartenorganisation im Osten. Erst 1959 war es den 850.000 Mitgliedern möglich, auf einem Verbandstag in Leipzig einen eigenen „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ (VKSK) zu gründen. Eine eigene Zeitschrift für die Kleingärtner erschien bereits 1949, später mit dem Untertitel als Organ der Orts- und Kreisverbände des VKSK. Ab 1962 nannte sie sich „Garten und Kleintierzucht“ und dazu gab es ab 1968 die beliebte Fernsehsendung „Du und dein Garten“ mit Erika Krause.
Unter dem Verbandssymbol des VKSK bis 1990
Die schwere Nachkriegszeit war überwunden. In den Fünfzigerjahren bildete sich das Bedürfnis heraus, sich wieder in geselliger Runde zu treffen und Gartenfeste zu feiern. Der Wegfall der Lebensmittelkarten 1958 schuf dafür günstige Voraussetzungen. In den Gärten vollzog sich mit einem Generationswechsel auch eine Umgestaltung. Gebaut wurden neue Laubentypen jetzt häufig mit Pultdach und verbesserter Ausstattung. Es entstanden Sitzflächen und Ziergehölze fanden Eingang. Der Wandel vom reinen Nutz- und Erwerbsgarten zur Parzelle mit Erholungsbereich vollzog sich ab den Sechzigerjahren. Die Bedeutung der Kleingärten für die Versorgung der Bevölkerung veranlasste die Regierung der DDR 1954 zu einer „Verordnung zur Förderung des Kleingarten- und Siedlungswesens und der Kleintierzucht“. In den 1960er- und 70er-Jahren wurde die Kleingartenbewegung auf Beschluss des IX. Parteitages zunehmend durch die SED gefördert. Damit wurde die Bedeutung der Kleingärtner für die Versorgung der Republik anerkannt. In der Direktive zum Fünfjahrplan 1976 bis 1980 findet sich der Passus:
„durch Umgestaltung bestehender und Einrichtungen neuer Kleingartenanlagen […] weitere Möglichkeiten für Erholung und Freizeit schaffen“. Das war die Zeit, in der viele neue Gartenanlagen entstanden. Aus einer unvollständigen Auflistung geht hervor, dass in Freiberg sich neue Vereine gründeten. Einige Beispiele: „Wiesengrund“ 1960, „Am Birkenweg“ 1960, „Albert Funk“ 1972, „Am Fuchsmühlenweg“ 1974, „Am Försterberg“ 1977, „Am Südhang Münzbachtal“ 1983, „Lößnitz-Aue“ 1987 und weitere folgten. Im ländlichen Umfeld des Kreisverbandes Freiberg des VKSK gab es eine ähnliche Entwicklung. Überall entstanden neue Gartenanlagen. Wachsende Versorgungsschwierigkeiten in den 1960er- und 70er-Jahren führten zum endgültigen Durchbruch der Kleingartenbewegung. Die SED-Führung hatte die Bedeutung der Kleingärtner für die Versorgung der Republik erkannt, ließ überall neue Kleingartenanlagen zu und förderte sie sogar durch Strom- und Trinkwasseranschlüsse.
Darstellung der Erträge in der KGA „6. Maßschacht“ e. V. Auf die Gewinnung von Gartenerzeugnisse wurde Wert gelegt.
Zählte die Stadt Freiberg nach dem 1. Weltkrieg nur 5 Kleingartenanlagen, so stieg die Zahl jetzt deutlich an. Im Altkreis Freiberg erhöhte sich in den drei Jahrzehnten des Kleingartenwesens unter dem Dach des VKSK die Zahl der Kleingartenanlagen von knapp 40 auf 70 Anlagen mit über 2220 Mitgliedern.
Zum 25. Jahrestag der Verbandsgründung 1984 konnte eingeschätzt werden, dass in der DDR die Anzahl der Kleingärten sich nahezu verdoppelt hatte.
Der Kleingarten wurde zur willkommenen Versorgungsquelle. Der 3. Verbandstag des VKSK 1970 setzt die Zielstellung: „100 kg Obst und Gemüse auf 100 m² Gartenfläche“. Auf dem Magdeburger Verbandstag 1977 wurde der bekannte Leitsatz geprägt: „Ein schöner Garten ist produktiver Garten“. Das war der Startschuss für den Wettbewerb. Auf vorgedruckten ökonomischen Leistungskarten konnten die Ernteergebnisse eingetragen und abgerechnet werden. Wenn auch die meisten Gärtner diese Form des Wettbewerbes nicht allzu ernst nahmen, so war doch das Bestreben vorhanden, viel zu ernten, um die Familie mit frischem Obst und Gemüse versorgen zu können. Besonders lukrativ war der Verkauf dieser Erzeugnisse, denn der Staat subventionierte die erhöhten Aufkaufpreise. Der XI. Parteitag der SED 1986 beschloss bis 1990 weitere 150.000 Kleingärten neu zu schaffen. Dieses ehrgeizige Ziel wurde nicht erreicht und stand auch nicht als Hauptaufgabe auf der Tagesordnung der 6. Tagung des Zentralvorstandes des VKSK 1989. Der Verband stellt sich das neue Ziel einer Erneuerung auf grundle-gend demokratischen Strukturen. Doch die Zeit überholte alle Beschlüsse und am 31.12.1990 löste sich der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter auf.
Die Neugründung des Gartenverbandes
So schnell und einfach verlief dieser Prozess nicht. Es war eine ereignisreiche Zeit ab 1989. Wohin bewegte sich der VKSK? Die Informationen waren widersprüchlich und Unsicherheit beherrschte die Kleingärtner von Flöha bis Freiberg. In der Geschäftsstelle Freiberg, Hornstraße 10b, übernahm der damalige Sekretär Otto Hintz die Initiative und forcierte einen Gründungsausschuss, der die Bildung eines neuen Verbandes vorbereitete. Die 65 Vereine erhielten eine Einladung für den 21. Juli 1990 zur Gründung eines neuen eigenen „Kreisverbandes der Kleingärtner und Wochenendsiedler Freiberg“ e. V. Unterstützung dabei leistete der Vorsitzende des Kreisverbandes Starkenburg der Kleingärtner e. V. Darmstadt, Michael Eisenhauer, der den neuen Verband tatkräftig unter die Arme griff und auch später beim Aufbau der Verwaltung und Organisation half. In Flöha kam es nicht zur Gründung eines eigenen Verbandes. Noch 1990 entschieden sich diese Gartenfreunde zum Anschluss an den Freiberger Verband, der unter „Regionalverband der Gartenfreunde Freiberg/Flöha“ e. V. eingetragen wurde, später umbenannt in „Regionalverband der Gartenfreunde Freiberg e. V. In dieser Zeit wechselten häufig die Vorstände.
Das neue Verbandssymbol ab 2021
Es war eben eine bewegte Geschichte mit vielen persönlichen Umbrüchen und Veränderungen. In der Geschäftsstelle waren angestellt als Geschäftsführer Otto Hintz und als Finanzmitarbeiterin Karin Böhme. In der Gründerzeit tauchen Namen auf, die noch lange Jahre die Geschicke des Verbandes bestimmten: Joachim Rabsahl, Gerhard Stehr, Karlheinz Arnold, Hans-Joachim Bollgehn u. a. Zwischenzeitlich hatte sich im Juni 1990 der „Landesverband Sachsen der Kleingärtner“ e. V. (LSK) gegründet. Dem schloss sich der Freiberger Verband vom ersten Tag an und gehörte somit zum „Bund Deutscher Gartenfreunde“ e. V. (BDG). Viel Arbeit wartete auf dem Vorstand. Durch ungeklärte Grundstücksfragen, Rückübertragungen und überhöhte Pachtforderungen waren einzelne Gemeinschaften überfordert und suchten die Hilfe beim Regionalverband. Ebenso war es ein großer Kraftakt, Wege- und Leitungsrechte für alle Vereine zu sichern. Die alten VKSK-Nutzungsverträge aus DDR Zeit mussten ersetzt werden durch neue Unterpachtverträge auf Basis des Bundeskleingartengesetzes. Gleichzeitig übernahm die Geschäftsstelle immer mehr als Dienstleistung die Beitragsabrechnung für die Kleingärtner. Mittlerweile erhöhte sich die Anzahl der Mitgliedsvereine, die sich dem Regionalverband anschlossen, von 65 auf 132 in 1995. In der Verbandsführung machten sich 1999 Neubesetzungen erforderlich. Der langjährige Geschäftsführer Otto Hintz schied aus und Karheinz Arnold wurde bestellt. Um die Aufgaben zwischen dem Vorsitzenden und dem Geschäftsführer besser koordinieren zu können, schaffte der Vorstand die Doppelspitze ab.
Beide Funktionen vereinte ab 2003 Karlheinz Arnold.
Neue Aufgaben stellte das Bundeskleingartengesetz. Naturverbundenes Handeln und ökologisches Gärtnern verlangten jetzt eine umfassende Fachberatung mit Schulungen und praktischen Anleitungen. Die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden und dazu die im Garten befindlichen Pflanzen und Lauben erforderten einen neuen Leitfaden zur Wertermittlung bei Pächterwechsel. Verdienste bei der Erarbeitung einer neuen Richtline innerhalb des LSK erwarb sich Hans-Joachim Bollgehn. Es gab auch Rückschläge zu überwinden. Das Jahrhunderthochwasser im August 2002 an Freiberger Mulde, Flöha und Zschopau vernichtete in kurzer Zeit 160 Gärten in 15 Anlagen. Weitere Parzellen wurden überschwemmt, Böden kontaminiert und Lauben überspült.
Die KGA „Sonneninsel“ am 17.08.2002 nach der Flut. Hier gab es nichts mehr zu retten und die Anlage wurde geräumt und als Überflutungsgebiet für die Flöha ausgewiesen.
Neben den materiellen Schäden sahen viele betroffene Gärtner ihre oft jahrelange kleingärtnerische Arbeit vernichtet. Das war ein Grund, den Garten oder wie in Flöha die gesamte KGA „Sonneninsel“ aufzugeben. Andere Gemeinschaften verließen den Verband aus den verschiedensten Gründen. Die Zahl der im Regionalverband registrierten Vereine pendelte sich 2020 auf 117 Vereine mit 4880 Mitgliedern ein. Die langjährige Geschäftsstelle auf der Hornstraße 10b war mittlerweile zu klein geworden und so erfolgte der Umzug in die neuen Räume 1997 in die Silberhofstraße 3. Da nach 22 Jahren der Pachtvertrag dort nicht verlängert wurde, musste 2017 wiederum ein neues Domizil gefunden werden; die heutigen Räume am Petriplatz 4. Nachdem Karlheinz Arnold bis 2007 in der Doppelfunktion Geschäftsführer und Vorsitzender fungierte, gab er den Vorsitz 2012 an Günter Howitz ab, der bis 2021 diese Aufgabe übernahm. Mit Neuwahlen zum Vorstand wurde Bianka Gothe 2021 Vorsitzende des Regionalverbandes.
Wettbewerbe spielten wieder eine Rolle. Jetzt ging es nicht wie früher um vorbildliche Leistungen im Kleingartenwesen, sondern um die schönsten Anlagen der Stadt Freiberg ab 1999. Ähnliche Wettbewerbe in Flöha und im Umland folgten. Vom BDG wird alle vier Jahre der Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ ausgelobt. Einen hervorragenden 2. Platz im Feld der 22 Teilnehmer aus 15 Bundesländern belegte 2022 der KGV „Waldfrieden“ e. V. aus Freiberg.
In Berlin erhielten die Vertreter vom „Waldfrieden“ ihre Urkunde für den 2. Platz
Ein besonderer Höhepunkt im Verbandsleben war der 1. Freiberger Gartentag am 21.08. 2022. Die Vereine „Waldfrieden“ e. V., „Brückenstraße“ e. V. und „Einheit“ e. V. richteten in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband und der Stadt Freiberg ein öffentliches Fest aus, das sehr viel Anklang fand.
In der Satzung des Verbandes kann nachgelesen werden, dass im Zusammenwirken mit den angeschlossenen Vereinen ein erheblicher Beitrag für den Erhalt und die Pflege der Anlagen als grüne Lungen in den Kommunen geleistet wird. In immer stärkerem Maße wird der Regionalverband zum Dienstleister und übernimmt Verwaltungsaufgaben und Organisation für die Vereine.
Entnommen aus:
- „Das Kleingartenwesen der Region Freiberg von den Anfängen bis zur Neugründung“, Dr. Jürgen Strauß, Karlheinz Arnold, Freiberg 2010, 112 Seiten
- Der Regionalverband der Gartenfreunde Freiberg e. V. von 1990 bis in die Gegenwart“, Karlheinz Arnold, Freiberg, 2015, 73 Seiten
- „Die Jahre 2015 bis 2020“, Broschüre, Wolfgang Göhler, Freiberg 2020, 28 Seiten
Diese Schriften sind in der Geschäftsstelle des Regionalverbandes am Petriplatz 4 erhältlich.
Wolfgang Göhler